„Dieser Weg, wird kein leichter sein.... Dieser Weg wird steinig und
schwer....!" besang schon Xavier Naidoo über den Schritt eine neue
Herausforderung anzugreifen und zu bestehen...
Hart, frustrierend und obendrauf gepflastert mit diversen Rückschlägen. So
spielt es sich oftmals bei der Zielfischangelei ab! Zeitweise glaubt man
einfach alles falsch zu machen, alles geht daneben und es ist einfach zum
Verzweifeln... Aber wenn dann die Hürde geschafft wurde ist es schwer die
Gefühle in Worte zu fassen... Mittlerweile ist es einige Tage her, seit ich IHN
fangen konnte. Ganze fünf Jahre drehten sich die Gedanken mal mehr, mal weniger
um nur diesen einen Fisch. Und auf einmal lag er in meinem Kescher, es wurden
Bilder gemacht, die ich immer noch unglaubwürdig bestaune!
Es ist schwierig die gesamte
Situation zu realisieren.... Ich bin einfach nur noch happy ;-)....
Ich möchte euch nun einige Auszüge aus den letzten acht bis neun Wochen
wiedergeben. Ihr sollt einen kleinen Einblick über meine „Jagd auf den
Einen" bekommen....
Nach dem extrem langen Winter, Jobwechsel und Hausbau war recht wenig Zeit
für die Angelei im Frühjahr übrig geblieben. Aus diesen Gründen musste ich
meine Strategie ändern, die schlussendlich zum Erfolg führte. Beobachten und
Vertrauen schaffen anstatt Angeln zu gehen stand ganz oben auf der Liste.
Ruten und Co. wurden im Auto oder
gar zuhause gelassen, dafür wurden die Polbrille, das Aquaskop und natürlich
Futter zum treuen Begleiter...
Bekanntlich ist es leichter Fische zu fangen, wenn man weiß wo sie sich
aufhalten und was ihre Gewohnheiten sind. Desweiteren ist es sehr nützlich wenn
sie längere Zeit nur positive Erfahrungen mit den eingebrachten Ködern gemacht
haben. Denn wenn die Karpfen ohne Gefahr das Futter von den Spots fressen
können, ohne dass Schnüre, Rigs oder ähnliches wie Marker sie stören können,
schafft man einen Vertrauensfressbereich.
Erst wurde langezeit angefüttert
und beobachtet bevor ich diesen Spiegler fangen konnte...
Meine Taktik stand fest und sah wie folgt aus. Acht Spots, die sich in
komplett unterschiedlichen Gewässerabschnitten befanden, wurden alle zwei bis drei
Tage mit Futter versorgt. Anschließend wurde noch eine Runde mit dem Boot um
den See gedreht, um die Fische eventuell zu lokalisieren. Wenn ich welche fand,
flogen noch einige einzelne Bait's quasi als „Snack" direkt an Ort und
Stelle.
Bei den ersten drei / vier Futteraktionen kamen Pellets bzw. ein paar
zerbrochene Boilies zum Einsatz. Weißfische sollten erstmals die Plätze von
sämtlichem abgestorbenen Kraut aus dem vergangen Jahr säubern. Hierzu kam eine
Mischung aus CSL, Hanf und Odysse Pellets von CC-Moore zum Einsatz. Für mich
der ideale Weg zum Erfolg! Durch die unterschiedlichen Auflöse-Zeiten der
Pellets zogen sie sehr schnell und langfristig die Aufmerksamkeit sämtlicher
Fischarten auf sich. Bei jeder kommenden Fütterung reduzierte ich den Anteil an
Pellets und erhöhte die Menge an Boilies. Anfänglich konnte ich des Öfteren
Fische im Freiwasser lokalisieren, jedoch befanden sie sich meist im
Mittelwasser und obendrein immer an anderen Stellen.
So vergingen ganze drei Wochen,
ohne dass ich Fische auf den oder gar in der Nähe meiner Spots ausmachen
konnte...
Anfänglich blieben die meisten Boilies sogar liegen. Ein Indiz, dass die
Karpfen die Plätze noch nicht angenommen hatten oder der Hunger sie noch nicht
richtig trieb. Doch mit steigenden Wassertemperaturen nahm auch die
Fischaktivität stetig zu, und bei den nächsten Fütterungen konnte ich immer
wieder Karpfen in der Nähe meiner Stellen ausmachen. Die Plätze wiesen
teilweise schon große, markante Fraßlöcher auf und die anfänglich verschmähten
Baits waren nun regelmäßig verschwunden. Für mich ein eindeutiges Zeichen und
der Zeitpunkt der Ernte kam immer näher. Vier weitere Fütterungen später war es
dann endlich soweit, ich sah ihn. Er schwamm nur wenige Meter entfernt, von
einem meiner Futterplätze. Nun war es an der Zeit!
Die erste Nacht brachte mir zwei
wunderschöne Fische. Ich war glücklich über das sehr gute Ergebnis an diesem
Low-Stock Gewässer...
Drei Fütterungen und sechs Tage später versuchte ich erneut mein Glück.
Zwischen den Ansitzen konnten meine Augen erneut den „großen Scale" und
andere Karpfen in der Nähe der Spots erblicken. Die Voraussetzungen waren also
perfekt!
Es herrschte starker Südwind, der direkt in meine Bucht drückte und die
Wellen nur so aufpeitschte. Vorerst war ans auslegen der Montagen nicht zu
denken. Also hieß es erst mal abwarten und unterdessen aufs Ohr legen. Gestärkt
nach einer Tasse Kaffee begann ich gegen 19 Uhr die Ruten an die vorbereiteten
Plätze zu fahren. Dies gestaltete sich angesichts des immer noch starken
Südwindes alles andere als einfach, aber mit etwas Geduld lagen schlussendlich
doch alle Montagen perfekt. Zufrieden setzte ich mich in die windstille
Behausung. Keine Stunde später begann dann das Abenteuer, auf das ich so viele
Stunden, Tage und Wochen man könnte auch sagen Jahren gehofft habe. Quasi im
Stundentakt liefen die Ruten ab, was an diesem Gewässer normalerweise als
unmöglich gilt.
Dann irgendwann nach ein Uhr Nachts war es soweit. Ich bekam einen so derartig
heftigen Biss auf die linke Rute, dass mein RX keinen einzigen Ton mehr heraus
bekam. Wie gewohnt ging es mit dem Boot den Fisch entgegen, jedoch nahm er
immer noch Schnur von der Rolle, obwohl ich ihm schon mit der höchsten Stufe
des E-Motors entgegen fuhr. Nach einem extrem harten Drill und etwa 300 Meter
entfernt von meinem eigentlichen Spot, umschloss mein Kescher Ihn dann
schlussendlich.
Die Knie zitterten,
Sprachlosigkeit machte sich breit, als ich in den Kescher blickte. Da lag er
wahrhaftig und in ganzer Schönheit vor mir. Ich hatte „Scale" tatsächlich
gefangen....
Mein Traum, mein Ziel war
Realität geworden....
Und nun Michael???
„Ich bleibe weiter dran, da gibt's ja
noch einen auf meiner Wunschliste, der vielleicht auch scheinbar unfangbare
dicke Spiegler. Vielleicht komm ich mit meiner Taktik auch an Ihn ran...."
In diesem Sinne
Euer Michael