Samstag, 8. Juni 2013


„Dieser Weg, wird kein leichter sein.... Dieser Weg wird steinig und schwer....!" besang schon Xavier Naidoo über den Schritt eine neue Herausforderung anzugreifen und zu bestehen...
Hart, frustrierend und obendrauf gepflastert mit diversen Rückschlägen. So spielt es sich oftmals bei der Zielfischangelei ab! Zeitweise glaubt man einfach alles falsch zu machen, alles geht daneben und es ist einfach zum Verzweifeln... Aber wenn dann die Hürde geschafft wurde ist es schwer die Gefühle in Worte zu fassen... Mittlerweile ist es einige Tage her, seit ich IHN fangen konnte. Ganze fünf Jahre drehten sich die Gedanken mal mehr, mal weniger um nur diesen einen Fisch. Und auf einmal lag er in meinem Kescher, es wurden Bilder gemacht, die ich immer noch unglaubwürdig bestaune!



Es ist schwierig die gesamte Situation zu realisieren.... Ich bin einfach nur noch happy ;-)....
Ich möchte euch nun einige Auszüge aus den letzten acht bis neun Wochen wiedergeben. Ihr sollt einen kleinen Einblick über meine „Jagd auf den Einen" bekommen....
Nach dem extrem langen Winter, Jobwechsel und Hausbau war recht wenig Zeit für die Angelei im Frühjahr übrig geblieben. Aus diesen Gründen musste ich meine Strategie ändern, die schlussendlich zum Erfolg führte. Beobachten und Vertrauen schaffen anstatt Angeln zu gehen stand ganz oben auf der Liste.

Ruten und Co. wurden im Auto oder gar zuhause gelassen, dafür wurden die Polbrille, das Aquaskop und natürlich Futter zum treuen Begleiter...

Bekanntlich ist es leichter Fische zu fangen, wenn man weiß wo sie sich aufhalten und was ihre Gewohnheiten sind. Desweiteren ist es sehr nützlich wenn sie längere Zeit nur positive Erfahrungen mit den eingebrachten Ködern gemacht haben. Denn wenn die Karpfen ohne Gefahr das Futter von den Spots fressen können, ohne dass Schnüre, Rigs oder ähnliches wie Marker sie stören können, schafft man einen Vertrauensfressbereich.

Erst wurde langezeit angefüttert und beobachtet bevor ich diesen Spiegler fangen konnte...

Meine Taktik stand fest und sah wie folgt aus. Acht Spots, die sich in komplett unterschiedlichen Gewässerabschnitten befanden, wurden alle zwei bis drei Tage mit Futter versorgt. Anschließend wurde noch eine Runde mit dem Boot um den See gedreht, um die Fische eventuell zu lokalisieren. Wenn ich welche fand, flogen noch einige einzelne Bait's quasi als „Snack" direkt an Ort und Stelle.
Bei den ersten drei / vier Futteraktionen kamen Pellets bzw. ein paar zerbrochene Boilies zum Einsatz. Weißfische sollten erstmals die Plätze von sämtlichem abgestorbenen Kraut aus dem vergangen Jahr säubern. Hierzu kam eine Mischung aus CSL, Hanf und Odysse Pellets von CC-Moore zum Einsatz. Für mich der ideale Weg zum Erfolg! Durch die unterschiedlichen Auflöse-Zeiten der Pellets zogen sie sehr schnell und langfristig die Aufmerksamkeit sämtlicher Fischarten auf sich. Bei jeder kommenden Fütterung reduzierte ich den Anteil an Pellets und erhöhte die Menge an Boilies. Anfänglich konnte ich des Öfteren Fische im Freiwasser lokalisieren, jedoch befanden sie sich meist im Mittelwasser und obendrein immer an anderen Stellen.
 
So vergingen ganze drei Wochen, ohne dass ich Fische auf den oder gar in der Nähe meiner Spots ausmachen konnte...

Anfänglich blieben die meisten Boilies sogar liegen. Ein Indiz, dass die Karpfen die Plätze noch nicht angenommen hatten oder der Hunger sie noch nicht richtig trieb. Doch mit steigenden Wassertemperaturen nahm auch die Fischaktivität stetig zu, und bei den nächsten Fütterungen konnte ich immer wieder Karpfen in der Nähe meiner Stellen ausmachen. Die Plätze wiesen teilweise schon große, markante Fraßlöcher auf und die anfänglich verschmähten Baits waren nun regelmäßig verschwunden. Für mich ein eindeutiges Zeichen und der Zeitpunkt der Ernte kam immer näher. Vier weitere Fütterungen später war es dann endlich soweit, ich sah ihn. Er schwamm nur wenige Meter entfernt, von einem meiner Futterplätze. Nun war es an der Zeit!

Die erste Nacht brachte mir zwei wunderschöne Fische. Ich war glücklich über das sehr gute Ergebnis an diesem Low-Stock Gewässer...

Drei Fütterungen und sechs Tage später versuchte ich erneut mein Glück. Zwischen den Ansitzen konnten meine Augen erneut den „großen Scale" und andere Karpfen in der Nähe der Spots erblicken. Die Voraussetzungen waren also perfekt!
Es herrschte starker Südwind, der direkt in meine Bucht drückte und die Wellen nur so aufpeitschte. Vorerst war ans auslegen der Montagen nicht zu denken. Also hieß es erst mal abwarten und unterdessen aufs Ohr legen. Gestärkt nach einer Tasse Kaffee begann ich gegen 19 Uhr die Ruten an die vorbereiteten Plätze zu fahren. Dies gestaltete sich angesichts des immer noch starken Südwindes alles andere als einfach, aber mit etwas Geduld lagen schlussendlich doch alle Montagen perfekt. Zufrieden setzte ich mich in die windstille Behausung. Keine Stunde später begann dann das Abenteuer, auf das ich so viele Stunden, Tage und Wochen man könnte auch sagen Jahren gehofft habe. Quasi im Stundentakt liefen die Ruten ab, was an diesem Gewässer normalerweise als unmöglich gilt.
Dann irgendwann nach ein Uhr Nachts war es soweit. Ich bekam einen so derartig heftigen Biss auf die linke Rute, dass mein RX keinen einzigen Ton mehr heraus bekam. Wie gewohnt ging es mit dem Boot den Fisch entgegen, jedoch nahm er immer noch Schnur von der Rolle, obwohl ich ihm schon mit der höchsten Stufe des E-Motors entgegen fuhr. Nach einem extrem harten Drill und etwa 300 Meter entfernt von meinem eigentlichen Spot, umschloss mein Kescher Ihn dann schlussendlich.

Die Knie zitterten, Sprachlosigkeit machte sich breit, als ich in den Kescher blickte. Da lag er wahrhaftig und in ganzer Schönheit vor mir. Ich hatte „Scale" tatsächlich gefangen....

Mein Traum, mein Ziel war Realität geworden....
Und nun Michael???
„Ich bleibe weiter dran, da gibt's ja noch einen auf meiner Wunschliste, der vielleicht auch scheinbar unfangbare dicke Spiegler. Vielleicht komm ich mit meiner Taktik auch an Ihn ran...."
In diesem Sinne


Euer Michael